Lohnt es sich?

„Lohnt es sich?“ ist die Frage, die ich mir seit Jahren jedesmal stelle, wenn es nach Rumänien geht. Lohnt sich der Aufwand, lohnt sich die ganze Organisation, die Päckchenaktionen in verschiedenen Kindergärten und Gemeinden? Lohnt es sich gerade auch jetzt in Pandemiezeiten, in denen sich Vorschriften und Auflagen fast wöchentlich ändern? Lohnt es sich angesichts der Tatsache, dass Rumänien neue Verordnungen akribisch umsetzt und Grenzkontrollen verschärft so, dass es zu stundenlangen Staus an der Grenze kommt?

Im Vertrauen auf Gott und SEINER Zusicherung aus Jesaja 41,10 >Fürchte dich nicht, ich bin mit dir<, machen wir, meine Frau und ich, uns auf den Weg. Wir kommen der ungarisch-rumänischen Grenze näher, von einem Stau ist nichts zu sehen. An der Grenze sind nur fünf Autos vor uns und nach nur 15 Minuten sind wir, von einem freundlichen Grenzbeamten „durchgewunken“, in Rumänien. Keine nervigen Fragen, keine eigentlich unausweichlichen Quarantäneauflagen, nichts und ich lerne wieder neu, dass Gott größer ist als alles, was mir Sorgen macht und mich „runter“ ziehen will.

Nach nur 15 Stunden Autofahrt erreichen wir Lonea. Da wir in diesem Jahr relativ spät gestartet sind, ist die Weihnachtsfeier im Kinderzentrum schon vorbei. Dafür fahren wir die Geschenke direkt zu den Kindern bzw. deren Familien. Ghita, der rumänische Leiter des Zentrums, erzählt uns viel zu den Kindern und deren familiärer Situation. Besonders nahe geht mir eine Familie, in der in der Adventszeit die Mutter verstorben und der Vater mit fünf Kindern allein geblieben ist. Hier ist es Ghita der hilft, nicht nur mit Geschenken, sondern vor allem mit Zeit. Diese ist auch für ihn knapp bemessen, aber er setzt Prioritäten und schafft so Beziehung, die gerade für diesen Vater mit seinen Kindern am wichtigsten ist.

Am Heiligabend ziehen wir mit den größeren Kindern von Haustür zu Haustür und bringen Menschen Weihnachtslieder mit der frohen Botschaft von der Menschwerdung Gottes. Aber nicht nur Haustüren sind es, auch Türen von Pförtnerhäuschen, Wachdiensten, Läden, die auch an diesem Abend geöffnet sind und die schäbige Tür einer Bar, in der eine Handvoll Menschen ihre Einsamkeit im Alkohol ertränken. Wir sind erstaunt, mit welcher Ausdauer die Kinder singen und, dass sie sich über so viele Stunden hinweg ein Lächeln auf ihren Gesichtern bewahren. Dabei wissen sie nicht einmal ob ihre Mühe belohnt wird. Nur einige der Menschen lächeln zurück, andere sind mit ihren eigenen Dingen beschäftigt und hören kaum hin, manch einer kommt aber auch ins Nachdenken und es wird sichtbar, wie sehr sie von den Liedern berührt sind. Die Kinder wissen, dass es genau dieser Gott ist, von dem sie singen, der in das Dunkel dieser Welt gekommen ist, um Menschenherzen zu berühren und dies immer noch tut. So sind auch sie an manch einer Tür ergriffen, aber auch motiviert, weiterzumachen und voller Freude diese Botschaft weiterzusagen.

Die nächsten Tage verlaufen etwas ruhiger. Es stehen an verschiedenen Orten Besuche und Gespräche an, in denen wir Menschen zuhören oder sie ermutigen. Auch mit den Jugendlichen aus dem Kinderzentrum kommen wir ins Gespräch. Jeder bekommt Raum zu erzählen, was im letzten Jahr für ihn besonders war. Einige berichten von Veränderungen im Tagesablauf des Kinderzentrums, andere erinnern sich an Ereignisse der letzten Freizeit, wieder andere berichten von den Dingen, die sie im letzten Jahr in ihrem Leben umgesetzt haben und den Erfahrungen, die sie dadurch mit Gott gemacht haben. Beim Zuhören wird mir deutlich, wie sehr diese Jugendlichen auf ihren persönlichen Wegen vorangekommen sind und wie wichtig dabei die kleinen Schritte waren, die wir zusammen gegangen sind und ja, diese Gespräche, zusammen mit den vielen anderen Begegnungen der letzten Tage machen mir wieder einmal deutlich:

Es lohnt sich!

Euch allen, die ihr auf ganz unterschiedliche Art und Weise zum Gelingen dieser Tour beigetragen habt, ein herzliches Dankeschön, sowie Gotte Segen für das neue Jahr.

Über Samenkorn e.V.

Samenkorn e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der in Rumänien, in Nordirland und in Deutschland tätig ist. Wir wollen Menschen ein Zuhause, Perspektive und Sinn in ihrem Leben geben, indem wir Projekte, Familien und Einzelpersonen in ihrer Arbeit vor Ort unterstützen. Gleichzeitig ist es unser Ziel, interessierten Helfern die Möglichkeit zu bieten, ein fremdes Land mit seinen Menschen kennen zu lernen, praktische Hilfe zu leisten und dadurch eine andere Sicht der Dinge zu entdecken.

Wir sind ein christlicher Verein und richten unsere Arbeit bewusst nach christlichen Werten aus. Wir glauben, dass Menschen nur dann wirklich sinnerfüllt leben können, wenn sie eine persönliche Beziehung zu dem lebendigen Gott haben. Diese Botschaft ist die größte Hilfe, die wir Menschen bringen können.