Hike n Help Oktober 2025 in Petrila
Rumänien? Menschen helfen? Dieses Jahr? Ich?
Fragen, die mir durch den Kopf gingen, als sich mir im Herbst 2025 die Möglichkeit bot, an Hike n Help teilzunehmen. Neben Neugier mischten sich Erwartungen, Unsicherheit und Vorurteile – wie würde Rumänien wohl wirklich sein?
Kurz zu mir: Ich bin Jeremias, 15 Jahre alt. Reisen durfte ich schon einige, meist Richtung Süden oder Westen Europas – osteuropäische Länder kannte ich bislang jedoch nur aus Erzählungen. Wie so oft, wenn man Unbekanntes betritt, formten sich schnell eigene Vorstellungen – viele davon, wie sich später zeigen sollte, unbegründet.
Was also habe ich erwartet?
Bilder von grauen Wohnblöcken, Armut, verfallenen Häusern und Chaos.
Und was habe ich tatsächlich erlebt? Etwas ganz anderes.
Bevor ich davon erzähle: Alles, was folgt, ist meine persönliche Sicht – Eindrücke eines Jugendlichen, subjektiv, ehrlich und unverfälscht.
Viel Freude beim Lesen.
Ein Sonntag im Oktober. Hektik. Der Rucksack noch leer, der Kopf voller Gedanken. Eine Stunde später: zwei gepackte Taschen und eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude.
Am Treffpunkt ging alles schnell – kurze Begrüßung, Auto beladen, losfahren.
Nach einigen Stunden Fahrt und vier Ländergrenzen erreichten wir Petrila. Entgegen meiner Erwartungen wirkte die Stadt ruhig, fast beschaulich. Natürlich sah man Spuren von Armut – alte Autos, baufällige Häuser, wild verlegte Kabel – doch das Bild war längst nicht so düster, wie ich es mir ausgemalt hatte.
Unser erstes Projekt: Ein kleiner Bungalow, der zu einem Begegnungszentrum für Kinder werden sollte. Innen dominierten Plastikpaneele und Kälte, unser Ziel war, daraus mit Trockenbauarbeiten einen freundlichen Raum zu gestalten.
In der Nachbarschaft standen große Wohnblöcke, teils einsturzgefährdet, aber weiterhin bewohnt. Es war bedrückend, zu sehen, unter welchen Bedingungen manche Familien leben – und zugleich beschämend als ein privilegierter Deutscher da hindurch zu gehen.
Die nächsten Tage waren geprägt von Arbeit, Teamgeist und Begegnungen. Wir glichen Böden aus, verputzten Wände, reparierten Fenster – Aufgaben, die anstrengend, aber erfüllend waren. Nach und nach entstanden echte Beziehungen, sowohl zu den anderen Teilnehmenden als auch zu den Einheimischen, die uns trotz Sprachbarrieren herzlich begegneten.
Besonders berührend war das Kinderprogramm: Basteln, Tee trinken, lachen. Manche Kinder wirkten verschlossen, viele jedoch offen und fröhlich. Es war bewegend zu erleben, wie schnell Vertrauen wachsen kann. Abends wurden wir von einer rumänischen Familie bekocht – ein klassisches, aber unglaublich liebevoll zubereitetes Mahl, das ich so schnell nicht vergessen werde.
Der fünfte Tag stand im Zeichen des Abenteuers: eine Wanderung zu einer Schlucht mit Abseilen und anschließender Höhlentour. Ein Erlebnis voller Freude – und einer unerwarteten Wendung, als mein Handy in ein Wasserbecken fiel. Für kurze Zeit funktionierte es noch, dann war es endgültig kaputt. Ärgerlich – und im Nachhinein ein Geschenk. Ohne ständige Ablenkung war ich gezwungen, einfach präsent zu sein. Eine kleine, aber wertvolle Erkenntnis.
Am letzten Tag bestiegen wir einen schneebedeckten Berg – Wind, Kälte, Stille, und oben ein Gefühl tiefer Zufriedenheit. Danach hieß es Abschied nehmen: von den Kindern, den neuen Freunden und diesem Land, das so viel wärmer war, als ich es erwartet hatte.
Die Rückfahrt verlief überraschend kurzweilig – lange Gespräche statt Bildschirme, echtes Miteinander statt digitaler Ablenkung.
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Nachklang
Diese Reise hat mich mehr gelehrt, als ich erwartet hatte – über Gemeinschaft, Dankbarkeit und das, was wirklich zählt.
Manchmal braucht es nur ein kaputtes Handy, um zu begreifen, wie wertvoll das Hier und Jetzt ist.
Mein Dank gilt Frank, unserem Leiter und Organisator, den herzlichen Menschen vor Ort, die uns mit offenen Armen empfingen, und allen Mitreisenden, die diese Tage zu etwas Besonderem gemacht haben.
Danke für diese Erfahrung – sie bleibt.

