Aktuelle Situation in Rumänien
Die angespannte Situation birgt die Gefahr, dass wir uns nur noch um uns selbst drehen und unsere „Not“ in den Vordergrund stellen. Doch auch wenn die Grenzen dicht sind, so sind wir weiter mit unseren Freunden und Projektpartnern in Rumänien verbunden und stehen in ständigem Kontakt mit ihnen. In dieser außergewöhnlichen Zeit entstehen auch außergewöhnliche Herausforderungen. Hier ein paar Eindrücke vom aktuellen Geschehen in unseren Projekten.
Tageszentrum in Lonea
„Aufregung, Dankbarkeit! Ich weiß nicht einmal, wie ich es in Worten ausdrücken soll. Jeden Morgen bete ich und bitte Gott um Führung. Heute hat Gott meine Schritte zu einen Nachbarn gelenkt … Seit einem Jahr als er seine Frau verlor, hat er kaum noch Besuch. Die Leute sagen, er habe eine Rente, es gehe ihm gut.
„Onkel Nicu, was soll ich Ihnen einkaufen?“. „Nichts“ sagt er, aber nach und nach stehen Lebensmittel auf meiner Liste. Er nimmt sein Gesicht in die Hände und fängt an zu weinen. „Niemand besucht mich sonst“.
Ich kehre mit meinen Einkäufen zurück, er dankt und bleibt weinend in der Tür stehen. Das letzte Wort, das ich höre: „Gott helfe dir und sei mit dir“. Ich sitze im Auto und weine, das waren wenige, aber tiefe Worte.“
Ghita Guran, 11. April 2020
Unser Freund und Leiter des Partnervereins Greuntele, Ghita Guran, hat am Anfang der Corona-Einschränkungen vom Sozialamt der Stadt Petrila eine Ausnahmegenehmigung erwirkt. Daher darf er als einer der sehr Wenigen Menschen in Not besuchen.
Die Besuche erfolgen natürlich auf sein eigenes gesundheitliches Risiko hin. Auf diesen Wegen hat er etliche Familien der Kinder kennenlernen können, die schon lange zu den Kindertreffen nach Lonea kommen. Viel materielle, soziale und zwischenmenschliche Not begegnet ihm in diesen Tagen.
Manchmal hat er auch Menschen zum Arzt oder zur Apotheke gefahren.
Samenkorn möchte diesen wichtigen Dienst finanzieren: Lebensmittel und Hilfsgüter bezahlen sowie Fahrtkosten bewältigen soll nicht die Sorge von Ghita sein.
Haus der Hoffnung in Mosna
Claudiu und Bianca Catana geht es mit den Kindern recht gut. Sie sind gesund und durch das große Haus und den Garten haben die Kinder im Kinderhaus noch viele Freiheiten. Allerdings plagen sie organisatorische und vor allem finanzielle Sorgen. Die beiden Second-Hand-Läden sind seit 4 Wochen geschlossen, somit fallen alle Einnahmen weg. Die Mitarbeiter der Läden und die Angestellten für Haus und Hof sind zurzeit zu Hause, müssen aber weiter bezahlt werden.
Leider ruhen zurzeit auch alle Bauprojekte wie z.B. das erst Anfang des Jahres begonnene Schulprojekt für die Armen in Mosna.
Mit Sondergenehmigung ist es Claudiu allerdings möglich, die Familien in der Roma-Siedlung zu besuchen. So kann er auch das Nötigste für sie besorgen.
Samenkorn wird mit finanziellen Zuwendungen in die Lücke springen und unseren Beitrag leisten, damit Rechnungen bezahlt und der Betrieb des Kinderhauses ungestört weiter gehen kann.
Arbeit in den Roma-Siedlungen
Helga Nürnberger von „Restore Ministry“ arbeitet seit Jahren unter der sehr armen Bevölkerung in den Roma-Siedlungen. Sie schreibt: „Leider können wir unsere Projekte sowie Afterschool nicht mehr durchführen. Afterschool ist in den Roma-Communities online nicht möglich. Wir als Team sind betroffen und beten um Bewahrung für die Roma Siedlungen. Es ist sehr schwer für die Roma, vor allem auch für die Kinder, in ihren Häusern zu bleiben. Die Häuser sind ja alle sehr klein und eng, sie leben ja alle vor dem Haus, im Freien. Als Mitarbeiter hoffen wir sehr, dass sie vor einer Epidemie bewahrt bleiben auf Grund mangelnder Hygiene. Seit Ende März führen wir in Zusammenarbeit mit der Schuldirektorin in Seleus und dem Bürgermeister in Saros Verteilungen von Lebensmittel-Paketen durch, für die Ärmsten der Roma-Bevölkerung.“
Leider können wir unsere Freunde zurzeit nicht besuchen und ihnen in dieser Zeit persönlich zur Seite zu stehen. Sobald das wieder möglich ist, werden wir uns auf den Weg machen. Was uns bis dahin bleibt, ist unsere finanziellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Außerdem wollen wir nicht nachlassen, um Kraft und Klugheit zu beten und dass sie an Leib, Seele und Geist bewahrt bleiben.
Wenn es euch wichtig ist, uns dabei zu unterstützen, dann seid herzlich Willkommen.
Spenden sind auf unser angegebenes Konto jederzeit möglich (unter „Kontakt“).
Faktensplitter des Corona-Alltags in Rumänien:
- Die Schulen schlossen unvorbereitet und unorganisiert. Schüler sind ohne Hausaufgaben oder Lernmaterial gelangweilt zuhause
- Die Ausnahmesituation wurde um 30 Tage verlängert und ist nun bis zum 15. Mai angekündigt
- Die Bewegungsfreiheit bedeutet tatsächlich Hausarrest: Einkäufe nur einmal die Woche pro Person. Alle andere Bewegung auf der Straße nur mit einer schriftlichen, täglich zu erneuernden Selbsterklärung.
- Die Einhaltung der Regeln wird durch die Polizei- und Militärpräsenz auf lokaler Ebene zum Teil sehr streng kontrolliert.